Die Aluminium-Industrie in Zeiten der Energiekrise

Die Aluminium-Industrie in Zeiten der Energiekrise

Bis in das Jahr 1973 herrschte in Deutschland Friede, Freude und Eierkuchen. Es gab eine Arbeitslosigkeit von gerade einmal 1,2%. In Fachkreisen würde man das Vollbeschäftigung nennen. Nur ein paar Jahre später kam dann die Massenarbeitslosigkeit, die seither nicht mehr wieder überwunden werden konnte. Im Gegenteil, es kam 1980 noch ein Schub dazu, bei der sich die Quote von 5% auf 10% verdoppelte. Was war der Grund? Die erste und die zweite Ölkrise. Und was ist heute? Wieder eine Öl-, Gas- und Energiekrise. Was kommt da auf uns zu? Wir beleuchten diese Entwicklungen anhand der Historie und den heutigen Veränderungen in der Aluminiumindustrie. 

Ölkrise und Arbeitslosigkeit - der Zusammenhang

Man stelle sich vor, in Deutschland arbeiten in den 70-ern die Fabrikarbeiter und Handwerker munter vor sich hin. Alles läuft wie geölt. Dieser Umstand basiert darauf, dass die Firmen eine Kostenstruktur haben, bei welcher der Energieverbrauch kaum eine Rolle spielt. Unter diesen Betrieben finden sich zahlreiche, die gerade so in der Gewinnzone sind. Ihre Margen sind relativ überschaubar, doch sie können gut leben. Doch plötzlich verdoppelt das Kartell der OPEC den Preis für Erdöl. All jene Produktionsschritte, die viel Energie erfordern, werden nun deutlich teurer. Ebenso Transporte mit LKW und sonstigen Fahrzeugen. All jene Betriebe, bei denen es knapp mit der Rendite war, rutschen nun in die Verlustzone. Wer als Firma ein Aluminiumrohr kaufen möchte, der muss nun viel mehr Geld dafür bezahlen. Warum? Weil gerade die Aluminiumindustrie besonders energieintensiv ist. Man benötigt riesige Schmelzöfen, um genügend Material zu erhitzen und es in die gewünschte Form zu bringen.

Zahlreiche Produkte waren nun nicht mehr rentabel im Inland produzierbar. Eine Pleite folgte der nächsten. Allerdings nicht sofort. Man sah es an den Statistiken. Der Anstieg ging konstant über 2 Jahre von sich. Warum? Weil ein insolventes Unternehmen keine Vorleistungen mehr bei anderen Firmen einkaufen kann. Also brechen auch langsam den Lieferanten die Umsätze weg. Eine zweite Pleitewelle war die Folge. Nachdem jedoch so viele Menschen ihren Job verloren, war bei vielen von ihnen das Einkommen stark reduziert. Sie gaben nun weniger für Konsum aus. Aus diesem Umstand wurden nochmals zahlreiche weitere Firmen in den Strudel mit hineingezogen. So setzte sich die Spirale immer weiter fort. Und wie sieht es heute aus?

Die Aluminiumindustrie in Zeiten des Ukraine-Krieges

Heute liegen die Dinge ähnlich. In Zeiten von Corona wurde die Wirtschaft des Landes massiv abgewürgt. Die EU druckte einfach Geld, um all jenen beim Überleben zu helfen, die davon betroffen waren. Doch eine massive Ausweitung der Geldmenge löst in der Regel nur eine Inflation aus und verbessert nicht die Einkommenssituation. Seit dem Ukraine Krieg muss Deutschland zudem auf günstige Öl- und Gaslieferungen aus Russland verzichten. Dieser Boykott seitens der EU führte dazu, dass Energie wieder massiv teurer wurde. Strompreise und Gaspreise vervielfachten sich. Wieder gehören energieintensive Unternehmen zu denen, die am meisten davon betroffen sind. Stand heute, befindet sich die Aluminium Industrie gerade Kollaps. Mehr und mehr Produzenten stellen den Betrieb ein, weil eine rentable Produktion nicht mehr machbar ist. Damit werden in den folgenden Jahren Probleme einhergehen. Wer zum Beispiel als Handwerker hochwertige Alu Profile kaufen möchte, der kann von Glück sagen, wenn welche vorhanden sind. Und wenn etwas da ist, dann werden die Preise sicher deutlich steigen in der nächsten Zeit. Alles, was mit Aluminium zu tun hat wird teurer und rar. Vermutlich geht jetzt so langsam die erste große Pleitewelle los. Denn auch andere Industrien, mit hohem Energieverbrauch, berichten schon von Problemen. 

Was kann man tun?

Das Gute ist, es ist nicht mehr 1973 oder 1980. Damals hatte man weniger Technologien zur Verfügung. Zudem waren die wirtschaftlichen Erkenntnisse noch nicht in dem Umfang vorhanden darüber, wie solche Probleme zu lösen sind. Drei Szenarien sind heute denkbar: 

  • Die Regierung beginnt die Energiekosten im gewerblichen Bereich massiv zu subventionieren. 
  • Die Unternehmen erschließen alternative Energiequellen und können die Kosten wieder etwas absenken. 
  • Technologien für besseres Aluminium Recycling ermöglichen eine günstigere Rückgewinnung von Rohstoffen, so dass Geld im Ankauf gespart werden kann. 
  • Möglicherweise können Aluminium-Produkte im Ausland produziert werden in Regionen, die nicht am Russland Boykott teilhaben. 

Hoffen wir also darauf, dass es nicht ganz so schlimm wird, wie damals in den 70-er und 80-er Jahren. Denn seit dieser Zeit hat Deutschland eine riesige Menge an Langzeitarbeitslosen, für die eine Rückkehr in das Wirtschaftsleben im Grunde kaum noch möglich ist. Selbst in wirtschaftlich guten Zeiten bewegt sich die Statistik heute bei mindestens 5%. Welche Auswirkungen eine erneute Energiekrise haben kann ist ungewiss. Aber ungeschoren wird unsere Volkswirtschaft sicherlich nicht davonkommen. 

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