Dezentrale Finanzen - Was es ist und worauf man als Anleger achten muss

Dezentrale Finanzen - Was es ist und worauf man als Anleger achten muss

Vorab: Bei diesem Blogbeitrag handelt es sich um meine persönlichen Erfahrungen. Das ist auf keinen Fall ein finanzielles Beratungsgespräch und soll nur einen Aspekt der Finanzwelt beleuchten. Denn wie auch überall im Leben gilt: Man handelt auf eigenes Risiko. Das gilt ebenso bei der Geldanlage.

Vor Kurzem bin ich über den Begriff DeFi gestoßen. Zunächst dachte ich an Defibrillator, aber es war die Abkürzung für Decentralized Finance oder auf Deutsch "Dezentralisiertes Finanzwesen", auch "Dezentrale Finanzen".

Aber was steckt dahinter und wie kann man als Anleger von diesem Wissen profitieren?

Unter Dezentrale Finanzen versteht man ein Finanzsystem, das im weitesten Sinne kein System mehr ist. Die Verwaltung, Erzeugung und Verteilung zum Beispiel von Geld, geschieht nicht mehr durch Zentralbanken und hierarchisch abgestuft durch Landesbanken und Geschäftsbanken. Vielmehr ist das System ohne Kontrolle. Was sich zunächst recht negativ anhört, ist sogar eine positive Eigenschaft. Denn wir kennen alle Märkte, die genauso funktionieren und wenig reguliert sind. Der Markt für Automobile ist so ein Beispiel. Der Preis der Kraftfahrzeuge richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Hier reguliert auch keine Behörde die Verteilung und den Absatz. Ein Beispiel für eine planwirtschaftlich und staatlich gelenkte Automobilwirtschaft hatte unser Nachbar Deutschland. Die DDR hat sich um die Produktion des Autos der Marke Trabant gekümmert. Auch die Verteilung der Autos war durch den Staat gelenkt. Die Folge: Teure Autos, lange Wartezeiten und das, obwohl die Modelle ihren westlichen Pendants nicht annähernd das Wasser reichen konnten.

Dezentrale Finanzen sind schon heute Realität: Bitcoin und Co sind nach diesem Prinzip aufgebaut. Die Daten, wer wie viel Bitcoin besitzt, ist in der Blockchain codiert. Diese kann nicht manipuliert oder gelöscht werden, da sie dezentral verfügbar ist.

Ein weiteres Merkmal dezentralen Finanzwesens ist, dass es zwar eine Verwaltung und Speicherung der Daten gibt, aber eben dezentral. Die Teilnehmer an diesem Markt haben die Daten auf ihren technischen Geräten gespeichert. Das werden mehr und mehr Smartphones, aber auch Desktoprechner und Server sind möglich.

Auch aus Sicht eines repressiven Staats ist es schwerer, eine solche Währung und damit verbundene Zahlungen, zu verbieten, wenn diese nicht die Kontrolle ausüben kann. Klar, es kann auch zu kriminellen Aktionen missbraucht werden. Aber wie sooft ist auch die Erfindung von Dezentralisierten Finanzen anwendungs-neutral. So können auch Freiheitstruppen in Diktaturen finanziert werden oder unliebsame Dissidenten ein Minimum an Liquidität aufrechterhalten.

Auf keinen Fall sollte man sich auf Kryptowährungen alleine verlassen. Ich sehe es vielmehr als eines von vielen Puzzlestücken, die ein durchdachtes Anlage-Portfolio ergänzen. Kurzfristige Anlage kann heikel werden, da die Preise der Währungen oft starken Schwankungen ausgesetzt sind. Langfristige Sicherung, eben in Ländern, die ein schwaches eigenes Geldsystem haben, kann Sinn haben.

Ich jedenfalls finde die Entwicklung recht spannend. Und wer es schafft, seine Gier zu zügeln und dezentrale Finanzen nicht als Spekulationsobjekt zu sehen, sondern als langfristige Absicherung oder spannende Technik, der wird auch davon profitieren.

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